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05. September 2024

Zukunftsfaktor Einarbeitung: Junge DIVI veröffentlicht Positionspapier

Gekommen, um zu bleiben? Nachdem bei einer Umfrage der Jungen DIVI, einer Initiative der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), nur 17 Prozent der jungen Intensivmediziner und ein Drittel der Pflegefachpersonen angaben, sich nach der Einarbeitung ausreichend genug auf ihre Arbeit vorbereitet zu fühlen, wurde das Thema Einarbeitung eines der wichtigsten der Jungen DIVI. So entstand in den vergangenen Monaten das interdisziplinäre und multiprofessionelle Positionspapier zur Einarbeitung in der Intensivmedizin, das nun veröffentlicht wurde. „Wir haben zehn Empfehlungen formuliert, die zu einer umfangreichen, strukturierten Einarbeitung beitragen können“, erklärt Erstautor Dr. David Josuttis (links), Assistenzarzt in der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerzmedizin am BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. Ergänzend zum Positionspapier entwickelten die Mitwirkenden der Jungen DIVI einen umfangreichen Anhang mit berufsgruppenspezifischen Kompetenzchecklisten für Pflegefachpersonen, Ärzte und Therapeutische Gesundheitsfachberufe wie Atmungstherapeuten, Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten und Psychologen.

Sechs Seiten umfasst das wissenschaftlich fundierte Positionspapier, 14 Seiten der als praktikabler Werkzeugkasten zu verstehende Anhang mit Kompetenzchecklisten. Beide wurden bereits im Vorfeld und nun in den Social-Media-Kanälen der Jungen DIVI kontrovers diskutiert. „Sicherlich kann unser Positionspapier als Vision gelten“, sagt deshalb der Sprecher der Jungen DIVI, Dr. Matthias Deininger (rechts), Anästhesiologe an der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Uniklinik Aachen. „Vermutlich lassen sich nicht alle in unserem Papier genannten Empfehlungen ad hoc in der Praxis umsetzen. Einige Empfehlungen bedürfen beispielsweise einer ausreichenden Finanzierung, andere einer entsprechenden Personalausstattung. Hier ist nicht zuletzt die Politik gefragt. Durch unser Positionspapier wollten wir eine Diskussion anstoßen, um das Thema mehr in den Fokus zu rücken!“ Denn dies sei angesichts des aggravierenden Personalmangels dringend geboten, mahnt Deininger.

So zeigte die initial zitierte Junge-DIVI-Umfrage von 2023 (https://doi.org/10.1007/s00063-023-01067-y) ebenfalls, dass die mediane Einarbeitungszeit bei Pflegefachpersonen 30 Tagen betrug, bei Ärzten sogar nur eine einzige Woche. „Zur Erinnerung: Die DIVI-Strukturempfehlungen aus 2022 sehen drei Monate vor“, so Matthias Deininger. Und David Josuttis ergänzt: „Mit jedem, mit dem wir als Junge DIVI ins Gespräch kommen, landen wir irgendwann bei dem Thema Einarbeitung. Es ist beeindruckend und erschreckend zugleich, mit welcher Vehemenz wir das Thema zugeschoben bekommen haben! Nach dem Motto: Macht doch endlich mal was!“

Macht doch endlich mal was: Es gilt, alle neuen Teammitglieder abzuholen!

So fordert die Junge DIVI: Alle Fachkräfte, die auf die Intensivstation kommen, müssen abgeholt werden! Denn eine unzureichende Einarbeitung habe weitreichende Folgen: „Die Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten mit immer komplexeren Erkrankungen könnte zukünftig gefährdet sein, weil sich die viel zu früh allein gelassenen Fachkräfte schnell überfordert fühlen“, weiß Josuttis. Das dringend benötigte Fachpersonal verließe deshalb schnell das Fachgebiet und der Personalmangel werde größer.

Der Enthusiasmus, der in vielen zu Beginn der Arbeit noch brenne, müsse deshalb dringend erhalten bleiben und genährt werden. „Entsprechend wollen wir mit unseren Empfehlungen langfristig den gesamten Prozess der Einarbeitung verbessern und vor allem die Mitarbeitendenzufriedenheit steigern – um letztendlich die hochqualitative Versorgung kritisch kranker Patientinnen und Patienten auch in Zukunft zu sichern. Das sei das wichtigste Ziel aller Autorinnen und Autoren“, erklärt Junge-DIVI-Sprecher Deininger.

Es sei ein guter Zeitpunkt und eine Chance für jede Klinik, sich als attraktiver Arbeitgeber zu platzieren, die Einarbeitung anhand der DIVI-Empfehlungen jetzt neu zu strukturieren und kontinuierlich, selbstkritisch zu reevaluieren: mit dem Ziel, ein optimales Onboarding neuer Fachkräfte sicherzustellen und dadurch langfristig die hochqualitative Personalausstattung und Patientenversorgung der eigenen Intensivstationen sicherzustellen.

Fünf weitere Fachgesellschaften zeichneten das Positionspapier der Jungen DIVI bereits mit:

  • Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (Junge DGIM)
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (Young DGK)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (Arbeitskreis kinderchirurgischer Assistent:innen)
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie- und Unfallchirurgie (Junges Forum OU)
  • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (Young DGP)

Das Papier inklusive Anhang wurde open access bei der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW) im Thieme Verlag veröffentlicht:

Fotos: privat