Pressemeldungen
PM: Initiative zur Stärkung und Zukunft der Intensiv- und Notfallpflege fordert mehr politische Unterstützung ein
An Vorschlägen mangelt es nicht: Bereits im April 2020 hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und wiederum im März 2021 gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) sehr konkrete Forderungen zur „Stärkung und Zukunft der Intensivpflege in Deutschland“ veröffentlicht. Zudem startete im Januar die Zeitschrift STERN die Bundestagspetition „Pflege in Würde“, die von Anfang an von zahlreichen medizinischen Fachgesellschaften unterstützt wurde.
Woran es aber noch hängt, ist die konkrete politischer Umsetzung! „Die Vorschläge sind bekannt und kommuniziert“, mahnt Prof. Felix Walcher, Präsident elect der DIVI und Klinikdirektor der Unfallchirurgie der Uniklinik in Magdeburg. „Aber selbst die in wenigen Wochen umsetzbaren Vorschläge, die ein klares Signal an die Pflegenden senden würden, wurden noch nicht konkret umgesetzt.“ Es sei dringend notwendig, den Pflegenden auf den Intensivstationen und Notaufnahmen jetzt endlich ein Zeichen des politischen Zupackens und politischen Willens zur Änderung der Situation zu senden, sagt Lothar Ullrich, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste: „Die Arbeitsbedingungen in der Intensiv- und Notfallpflege müssen dringend verbessert werden!“
In der Intensivpflege und den an der Intensivmedizin beteiligten Fächern ist man sich einig: Alle stehen geschlossen hinter der Stellungnahme zur „Stärkung und Zukunft der Intensivpflege in Deutschland“ sowie der STERN-Petition.
Es ist ein Novum, dass sich teils rein-ärztliche Organisationen im Schulterschluss mit einer großen Öffentlichkeit, Pflegeverbänden, Patientenschützern und Patientenselbsthilfeorganisationen so stark für die Belange der Pflegekräfte einsetzen. „Wir tun dies, weil die Pandemie die bereits seit Jahrzehnten kritische Situation und Perspektive der Intensivpflege in dramatischer Weise verschärft hat“, erklärt Walcher. „So wollen wir zusammen und mit aller Kraft dazu beitragen, dass unsere gemeinsame Stellungnahme und die STERN-Petition im Petitionsausschuss des Bundestages ein hohes Votum erhalten, da eine Reihe der aufgestellten Forderungen in ganz besonderem Maße für Intensivpflegefachkräfte von Belang sind.“
Die politisch Verantwortlichen müssen endlich konkrete Maßnahmen umsetzten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht erkennbar, dass die Politik weitergehend speziell für die Intensivpflege tätig geworden ist oder dies in Kürze anpacken wird. So weisen alle Unterzeichnenden erneut und gemeinsam auf die potenziell dramatischen Folgen durch das Ignorieren der Situation der Intensivpflegekräfte hin und rufen die Politik unmissverständlich zum sofortigen Handeln auf.
Bestehende Probleme
- Die Teams – insbesondere das Pflegepersonal der Intensivstationen – sind nach mehr als einem Jahr der Pandemie erschöpft und ausgebrannt. Mit den abnehmenden Zahlen an COVID-Patienten wird die Routinearbeit wieder aufgenommen bzw. werden ausstehende Operationen – mit häufig anschließend notwendiger Intensivbehandlung – zügig nachgeholt.
- Mangelnde Perspektive der Fachpflegenden
- Versprechungen der Politik ohne konkrete umgesetzte Maßnahmen
- Keine Gestaltungsmöglichkeiten und politische Einflussnahme im Gesundheitswesen
Einer aktuellen Umfrage der DGIIN aus April 2021 zufolge tragen sich mehr als 30 Prozent der Pflegenden mit dem Gedanken, in den kommenden 12 Monaten aus ihrem Beruf auszusteigen. Dieser anhaltende Trend unterstreicht die Notwendigkeit einer nachhaltigen, aber vor allem schnellen, Verbesserung der Situation! Anders ist eine durch Personalmangel bedingte Reduktion von Intensivbetten nicht mehr zu verhindern und die Versorgung aller lebensbedrohlich erkrankten Patienten in den kommenden Jahren deutlich infrage gestellt. „Es drohen existenzielle Probleme in der Intensivmedizin, wenn die Intensivpflege nicht maßgeblich unterstützt wird und Zukunftsperspektiven geschaffen werden“, sagen Walcher wie auch Ullrich.
Lösungsmöglichkeiten kurz- und langfristig gestaltet
Konkrete Vorschläge zur kurzfristigen Entlastung und Unterstützung sowie zur dauerhaften Verbesserung der Situation auf Intensivstationen sind in der gemeinsamen Stellungnahme von DGF und DIVI 3/2021 unter folgenden Schwerpunkten formuliert:
- Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen
- Psychosoziale Unterstützung der Mitarbeitenden und Mitarbeiterfürsorge
- Optimierung der interprofessionellen Teamarbeit
- Handlungskompetenzen in der Intensivpflege erweitern
- Berufliche Perspektiven sicherstellen
- Politischen Einfluss der Pflege stärken
Die Präsidenten und Vorsitzenden aller unterstützenden medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbände
Vorsitzender Lothar Ullrich
Die DGF vertritt 1.600 Fachpflegende.
„Wir brauchen jetzt ein deutliches Signal: bessere Arbeitsbedingungen, rechtssichere Handlungsautonomie und wertschätzende Entlohnung!“
Präsident Prof. Dr. med. Gernot Marx
Die DIVI vertritt 3.500 Mitglieder, davon 1.200 aus den Gesundheitsfachberufen.
„Die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte müssen sich dringend ändern – und zwar JETZT! Es gibt kein Intensivbett ohne Pflege. Wir Ärzte sind nicht den ganzen Tag beim Patienten – das sind die Pflegenden!“
Andreas Schäfer und Sabrina Pelz, Sektionssprecher Pflegeforschung und Pflegequalität
„Patienten benötigen – neben einer qualitativ hochwertigen Medizin – ebenfalls eine exzellente Pflege, um wieder gesund werden zu können.“ „Die Übertragung von Verantwortung für den Patienten, das autonome Handeln der Intensivpflege, muss gesetzlich verankert werden.“
DGCH Präsident Prof. Dr. med. Dr. med. dent. M. Ehrenfeld und
BDC Präsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. H.-J. Meyer
„Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) wie auch der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) wissen seit Jahren die wertvolle Mitarbeit des Pflegepersonals in einem medizinischen Team sehr zu schätzen und unterstützen dabei auch nachdrücklich die Bemühungen um eine leistungsgerechte und auskömmliche Vergütung für das Pflegepersonal!”
Präsident Prof. Dr. med. Raschke
„Die optimale Versorgung schwerstverletzter Patienten kann 24/7/365 nur mit exzellenter hochmotivierter Pflege auf den Intensivstationen erfolgen."
Präsident Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis
„Mit der Flucht aus der (Intensiv-)Pflege verlieren die Krankenhäuser ihre Zukunft. Die Pflegekräfte werden unter den momentanen Bedingungen auch nicht mehr zurückkehren.“
Vorsitzender Prof. Dr. med. Markus M. Lerch
„Die Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, dass sich die Herausforderungen in der stationären Krankenversorgung nur mit
interdisziplinären und interprofessionellen Teams bewältigen lassen. Es wird höchste Zeit, dass die Gesundheitspolitik auch den Anliegen der Pflegenden Gehör schenkt“.
Präsident Prof. Dr. med. Julian Bösel
„Das Präsidium der DGNI unterstützt die Initiative mit Nachdruck!“
Präsident Prof. Dr. med. Rolf Schlößer
„Vor allem hat die Pandemie gezeigt, dass ohne die Pflege von Kranken die Medizin nichts ausrichten kann.“
Präsidentin Frau Prof. Dr. med. Ursula Felderhoff-Müser
„Es gibt auch in der Kinderintensivmedizin und Neonatologie eine Flucht der Pflegekräfte. Hier müssen sich dringend Verbesserungen ergeben, um schwerkranke Patienten, die noch am Beginn ihres Lebens stehen, adäquat zu versorgen.“
Präsident Dr. Franz Wagner
„Nur mit gut qualifizierten Pflegfachpersonen in ausreichender Zahl ist eine gute Versorgung möglich! Die Arbeit der Pflegefachpersonen auf Intensivstationen muss deutlich attraktiver werden.“
Präsidentin Prof. Christel Bienstein
„Die Personalausstattung und die Gehälter der Pflegefachpersonen müssen jetzt spürbar verbessert werden. Und kurzfristig muss es eine zusätzliche Erholungspause für die Pflegefachpersonen sowie psychosoziale Unterstützung während der Arbeitszeit geben. Wir verlieren sonst viele Kolleg/innen nach der Pandemie. Das können wir uns nicht leisten!“
Vorstandsvorsitzender Torsten Rantzsch
„Die Mitglieder des VPU erleben in den Universitätskliniken tagtäglich, während und auch bereits vor der Pandemie, wie unumgänglich ein Handlungsbedarf in der Intensiv- und Notfallpflege durch politische Entscheidungsträger ist. Es ist dringend notwendig, zu reagieren und die geforderten Umsetzungen zu konkretisieren, um einer massiven Abwanderungswelle aus dem Pflegeberuf schnellstmöglich entgegenzuwirken. Allenfalls steuert das Gesundheitssystem künftig auf eine Katastrophe zu.“
Stell. Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands Prof. Dr. Michael Isfort
„Pflegende leisten und steuern heute in der Intensivtherapie in den Kliniken wesentlich mehr, als in der Politik wahrgenommen und auf Kongressen öffentlich diskutiert wird. Wir brauchen Reformen, echte Reformen, und vor allem solche, die der Wirklichkeit in den Krankenhäusern gerecht werden. Dabei muss auch eine Rechtssicherheit für das vielfältige und verantwortliche Handeln der Pflegenden hergestellt werden.“
Präsidentin Sonja Freyer, M.Sc. APN
„Entscheidungen der politisch Verantwortlichen sind JETZT gefordert, die Handlungsautonomie der Pflegefachpersonen gesetzlich zu legitimieren und die Akademisierung der Pflege zu stärken.“
Präsidiumsmitglied Dr. Markus Mai
„Die Intensivpflege ist im Krankenhaus ein wichtiger Bestandteil unserer Pflegeversorgung. Wenn gar nichts mehr geht, dann muss es auf jeden Fall hier funktionieren. Die Versorgung schwerstkranker Menschen bedarf einer fachlich außerordentlichen Kompetenz, die nur durch umfassende Aufstiegsqualifikation gepaart mit langjähriger Erfahrung erreicht werden kann. Die Forderungen sind daher absolut zu unterstützen und wir müssen gemeinsam mit allem Nachdruck für deren Umsetzung kämpfen, wenn wir katastrophale lebensgefährdende Mangelsituationen in diesem wichtigen Bereich des Berufsfeldes vermeiden wollen.“
Vorsitzender Peter Bechtel
„Intensivpflegende werden wieder zu handlungsfähigen, sicheren und zufriedenen Teammitgliedern, wenn das Pflegemanagement maßgeblich an der Entwicklung und Implementierung von politischen Rahmenbedingungen beteiligt wird.“
Präsident Prof. Dr. med. Andreas Böning
"Intensivmedizin funktioniert grundsätzlich nur im Team aus Pflege und Medizin. Wo die Pflege im Team fehlt, kann keine Intensivmedizin stattfinden. Das hat für alle Folgen. Jetzt ist es Zeit, die Pflege konsequent zu stärken!"
Präsident Prof. Dr. med. Stephan Baldus
„Eine qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patienten ist ohne Mitarbeiter der Intensiv- und Notfallpflege nicht denkbar. Das Schaffen eines attraktiveren Arbeitsumfelds ist hierfür unabdingbar.“
PM: Initiative zur Stärkung und Zukunft der Intensiv- und Notfallpflege fordert mehr politische Unterstützung ein
Pressekontakt der DIVI
Pressesprecherin der DIVI
Tel.: 089 / 230 69 60 21
E-Mail: