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04. Dezember 2024

Bessere Phänotypisierung von Patienten mit ARDS: Dr. Konrad Peukert gewinnt DIVI-Forschungspreis für experimentelle Medizin

Der 1. Platz beim Forschungspreis experimentelle Medizin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) geht in diesem Jahr an Dr. med. Konrad Peukert (Foto) aus dem Universitätsklinikum Bonn. Der Facharzt aus der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin untersuchte, wie sich das Enzym Caspase-1 auf die Vernarbung (Fibrosierung) von Lungengewebe bei Patienten mit verschiedenen Phänotypen des akuten Lungenversagens, bzw. dem Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS), auswirkt. „ARDS ist ein überaus komplexes Syndrom mit sehr verschiedenen Patientengruppen. Die Studienergebnisse sind ein Meilenstein für die weitere Phänotypisierung von Betroffenen, um diese gezielter behandeln zu können“, sagte Co-Kongresspräsident Thomas van den Hooven bei der Preisverleihung im Rahmen der heutigen Eröffnungsveranstaltung auf dem Jahreskongress DIVI24 in Hamburg. „Wir gratulieren!“

Unterstützt wurde Preisträger Dr. Konrad Peukert von der interdisziplinären BonHanZA-Studiengruppe, die Proben aus der Lungenspülflüssigkeit von Patienten mit akutem Lungenversagen aus den jeweiligen ARDS-Zentren der Universitätskliniken Bonn, Hannover und Zürich bereitstellte. Anhand von speziellen Biomarken sowie dem Enzym Caspase-1 wurden dann die Reaktionsprozesse, die die Fibrose auslösen, untersucht. „Dabei haben wir herausgefunden, dass die Marker für Fibroseentwicklung bei Patienten mit einem direkten ARDS signifikant höher waren als bei denen mit einem indirekten ARDS“, erklärt Peukert. Die Forschenden stellten somit fest, dass sich durch das Enzym die Fibrotisierung besonders stark bei Krankheitsursachen entwickelte, die direkt in der Lunge lagen, z. B. bei COVID-19, Influenza oder bakterieller Lungenentzündung. Bei Patienten, deren ARDS-Ursache außerhalb der Lunge lag, wie z. B. bei Traumata, war eine solche Fibrosereaktion reduziert festzustellen.
Diese klinischen Hinweise wurden schließlich in einem Mausmodell validiert: Die COVID-19-infizierten Mäuse bekamen einen Wirkstoff verabreicht, der das Enzym Caspase-1 hemmte. Mit dem Ergebnis, dass die Vernarbung in den Mäuselungen reduziert wurde.

Wichtiger Schritt bei der Phänotypisierung von ARDS-Patienten

„Was wir aktuell auf Basis dieser Studie sagen können, ist, dass die Bildung von Lungenfibrose bei diesem speziellen Patientenkollektiv abhängig von Caspase-1 zu sein scheint. Diese Erkenntnisse können bei der Phänotypisierung von Patienten innerhalb dieses überaus komplexen Syndroms ARDS unterstützen“, so Peukert. Langfristig könnten seine Erkenntnisse dabei helfen, auch speziellere Medikamente zu entwickeln, von den bestimmte Subgruppen, wie zum Beispiel COVID-19-Patienten, mit ARDS profitieren. Hierzu wäre aber noch viel Zeit für viele weitere Studien nötig, betont Konrad Peukert.
Der DIVI-Forschungspreis ist mit 4.000 Euro dotiert.

Alle Preisträger des DIVI-Forschungspreises für experimentelle Medizin 2024 auf einen Blick:

  • Platz 1:
    Dr. med. Konrad Peukert, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Bonn
    „Die Aktivierung des Inflammasom-Caspase-1 Signalwegs fördert die pulmonale Fibrosierung im direkten ARDS”
  • Platz 2:
    Marc Rothe, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden
    „Vergleich interventioneller Therapien bei fulminanter Lungenarterienembolie in einem Tiermodell mit induzierter Lungenarterienembolie und ECMO-Support: FlowTriever® vs. EKOS™“
  • Platz 3:
    Dr. Andreas Körner, Universitätsklinikum Tübingen
    „Single-Cell-Sequenzierung enthüllt neue Signalwege: Semaphorin 7A-Defizienz fördert Entzündungsauflösung bei akutem Nierenversagen“
  • Platz 4:
    Prof. Dr. Jens H. Westhoff, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg
    „Kortikosteroide beeinflussen die Nierenentwicklung und erhöhen die glomeruläre Filtrationsrate in der Zebrafischlarve (Danio rerio)“

Über den DIVI-Forschungspreis

Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 jeweils 1.000 Euro.

Foto: Helmut Biess – Covershoot