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04. Dezember 2024

Nicht-invasive Messung bei ARDS: Forschungsgruppe aus Zürich mit DIVI-Forschungspreis für klinische Medizin ausgezeichnet

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zeichnet Dr. Rolf Erlebach (Foto links) und Dr. Una Pale (Foto rechts) vom Institut für Intensivmedizin des Universitätsspitals Zürich mit dem DIVI-Forschungspreis in der Kategorie klinische Medizin aus. Die beiden Wissenschaftler verglichen Methoden von nicht-invasiver und invasiver Messung der Sauerstoffwerte, um den Schweregrad und den Krankheitsverlauf eines akuten Atemnotsyndroms bzw. eins Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) zu beurteilen. „Die Studienergebnisse der Forschungsgruppe um Professorin Emanuela Keller legen die aktuellen Schwachpunkte der nicht-invasiven Messmethode offen. Gleichzeitig können sie Basis für weitere Studien sein, um das Potenzial für eine bessere Versorgung von ARDS-Patienten auszuschöpfen“, sagt Laudator und Kongresspräsident Professor Stefan Schwab bei der Preisverleihung im Rahmen des heute startenden Jahreskongresses DIVI24 in Hamburg.

Um die beiden Messmethoden – die nicht-invasive Pulsoximetrie sowie den klassisch invasiv gemessenen Partialdruck des arteriellen Sauerstoffs – miteinander ins Verhältnis zu setzen, analysierte das Forschungsteam mehr als 5.000 Datenpunkte von 657 Patienten aus drei Datenbanken für Intensivstationen in Zürich, Salzburg und Boston. Dabei konnten einige Einschränkungen der nicht-invasiven Methode festgestellt werden: „Die Einteilung des Schweregrades mit der nicht-invasiven Methode weicht in einem relevanten Anteil vom Schweregrad gemessen mit der invasiven Methode ab“, erklärt Preisträger Rolf Erlebach, der den Preis in Hamburg stellvertretend entgegennahm. „Die Resultate sind also oft nicht vergleichbar.

Auch die Beurteilung des Krankheitsverlaufes war schwieriger, weil der Messwert unzureichend sensitiv ist, um Veränderungen des Sauerstoffpartialdrucks zu erkennen.“ Zudem hinge die Einteilung des Schweregrades stärker davon ab, wieviel Sauerstoff der dem Patienten zugeführt wird – womit man Objektivität einbüßen würde.

Messqualität verbessern: Weitere Studien für die klinische Praxis nötig

Um auf Basis dieser Ergebnisse Empfehlungen für die klinische Anwendung ableiten zu dürfen, bedarf es noch weiterer Studien. „Ein Schritt Richtung weniger Invasivität wäre wichtig, aber natürlich müssen wir die Qualität dabei erhalten. So wäre es denkbar, weitere Biosignale hinzuzunehmen. Die Zürcher Forschungsdatenbank ICU Cockpit enthält über eine Billion Datenpunkte aus zeitlich hochaufgelösten zahlreichen Messparametern. Daraus entwickelte komplexere, KI-basierte Modelle könnten zukünftig eine Lösung sein“, überlegt Erlebach.

Der DIVI-Forschungspreis ist mit 4.000 Euro dotiert.

Alle Preisträger des DIVI-Forschungspreises für klinische Medizin 2024 auf einen Blick:

  • Platz 1:
    Dr. Rolf Erlebach und Dr. Una Pale, Institut für Intensivmedizin, Universitätsspital Zürich, Schweiz
    „Limitations of the SpO2/FiO2-Ratio to classify and monitor Acute Respiratory Distress Syndrome”
  • Platz 2:
    PD Dr. Christian Nußhag, Nierenzentrum, Universitätsklinikum Heidelberg
    „RescuE pLAsma eXchange in severe COVID-19 (RELAX-Trial): A multicenter randomized controlled trial”
  • Platz 3:
    Cand. Med. Sophie Imhof, Neurologische Klinik und Poliklinik mit Friedrich-Baur-Institut, München
    „3D-Ultraschall zur diagnostischen Sonographie von Muskelatrophie im Rahmen einer ICUAW“
  • Platz 4:
    Dr. med. Bernd Auber, Institut für Humangenetik, Medizinische Hochschule Hannover
    „Einführung der ultra-schnellen Genomsequenzierung für neonatale und pädiatrische Intensivstationen in Deutschland – Project Baby Lion“

Über den DIVI-Forschungspreis

Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft räumt die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert ein. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 je 1.000 Euro.

Fotos: Universitätsspital Zürich, Christoph Stulz