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25. April 2024

DIVI stellt Manual für die psychologische Versorgung von Intensivpatienten vor

Für Patienten wie auch deren Angehörige können die Einweisung und die Behandlung auf einer Intensivstation zum traumatischen Erlebnis werden. Entsprechend sind die psychologische Begleitung und Unterstützung durch qualifiziertes Personal unverzichtbar. Die Sektion Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat hierzu jetzt ein Manual mit erprobten Techniken und Methoden wie auch Hilfsmitteln für die Kollegen veröffentlicht. „Es ist unser Ziel, hiermit klare Strukturen in der bestehenden psychologischen Unterstützung zu schaffen“, erklärt Sektionssprecherin Dr. Anke Hierundar (Foto), Psychologische Psychotherapeutin in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie im Universitätsklinikum Rostock. „Unser Manual soll ab sofort Standards für Kolleginnen und Kollegen etablieren, die bereits als Psychologen auf Intensivstationen arbeiten bzw. dort neu beginnen und entsprechend die Qualität unserer Arbeit absichern.“ Das 63 Seiten starke PDF wurde unter dem Titel Manualisierte Interventionen für die Psychologische Versorgung intensivmedizinisch behandelter PatientInnen und ihrer Angehörigen zur freien Verfügbarkeit und Weitergabe auf der Website der Fachgesellschaft veröffentlicht.

Kollegen mit jahrelanger Erfahrung in der Psychotherapie, Hypnotherapie oder auch der Traumatherapie, die schwerpunktmäßig als Psychologen auf der Intensivstation arbeiten, haben an der Erstellung des DIVI-Manuals mitgewirkt, um durch das Paper Erfahrungen zu bündeln und diese an jüngere Kolleginnen oder neue Kollegen auf den Intensivstationen weiterzugeben. „Alle Autoren eint ein notfallpsychologisches Handlungsverständnis“, betont Anke Hierundar. „Schließlich ist Angst die führende Emotion im Krankenhaus. Und diese wollen wir möglichst reduzieren!“

Das Ziel: traumatisierende Belastungen der Patienten zu vermeiden

So könne das Ereignis, das zur Einweisung auf die Intensivstation führe, wie beispielsweise ein Autounfall, Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine schwere Operation, selbst potenziell traumatisierend sein. Für viele Patienten könne die Behandlung auf der Intensivstation selbst als sehr belastend und sehr bedrohlich wahrgenommen werden. „Hier gilt es, früh zu intervenieren, um spätere psychische Folgestörungen unserer Patienten zu vermeiden“, erklärt die Sektionssprecherin. Diese gingen sonst körperlich gesünder, aber seelisch belasteter nach Hause.

„Die meisten Kliniken realisieren, wie wichtig auch eine psychologische Begleitung im Rahmen der patientenorientierten Akutmedizin ist, auch wenn unsere Arbeit derzeit immer noch nicht abrechenbar ist“, so Hierundar. Auch zur langfristigen Etablierung in die Regelversorgung soll das Manual damit langfristig den Weg bereiten.

Der Weg: Erfahrungen und adaptierte Techniken im Manual gebündelt

Das DIVI-Manual ist unterteilt in Kapitel zu verschiedenen Themen: hypnotherapeutischen Intervention, Interventionen zur kognitiven Umstrukturierung, Emotionsregulation, Körperwahrnehmung, Entspannungstechniken, Interventionen zur Realitätsorientierung und Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). Einige Techniken wurden speziell für die Intensivmedizin adaptiert, da einige Patienten nur gering – teilweise lediglich fünf bis 15 Minuten – belastbar und andere eingeschränkt in ihrer Kommunikationsfähigkeit sind.

Für Angehörige werden Hilfsmittel wie das Intensivtagebuch erläutert. Aber auch die Angehörigenbegleitung nach einem Suizidversuch und die Trauertherapie finden ihren Platz im DIVI-Manual.

Sektion veröffentlicht parallel Dokumentationsbogen und bietet Webinar im Juni an

Die Sektion Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin geht aber noch einen Schritt weiter: In Kürze soll parallel zum Manual das „Berufsbild für PsychologInnen in der Intensivmedizin und Klinischen Notfallmedizin“ veröffentlicht werden. „Wir sind fast fertig“, verrät Sektionssprecherin Dr. Anke Hierundar. Zudem ergänzt ein speziell auf die psychologische Tätigkeit in diesem Setting ausgerichteter Dokumentationsbogen das Manual. Der Dokumentationsbogen wurde durch die Sektion erstellt und steht ebenfalls finalisiert auf der DIVI-Webseite zur Verfügung.Auch möchte die Sektion noch vor dem DIVI-Jahreskongress im Dezember mit interessierten Kollegen in den Austausch gehen und Möglichkeiten für Fragen rund um das Manual geben. So ist für Anfang Juni ein DIVI-Webinar geplant. Der genaue Termin ist dem Veranstaltungskalender in Kürze zu entnehmen oder dem DIVI-Newsletter.


Foto: privat