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17. Januar 2025

Rettungsdienst und Notfallversorgung: DIVI veröffentlicht Positionspapier zur Ausgestaltung des Reformvorhabens

Die Dringlichkeit einer umfassenden Reform der Notfallversorgung und des Rettungsdienstes hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) bereits im Dezember mehr als deutlich gemacht. Jetzt aber stellt die Fachgesellschaft mit dem Positionspapier Rettungsdienst 2030: Strategien für eine nachhaltige präklinische Notfallversorgung ihre konkreten Vorstellungen für die Ausgestaltung der wichtigsten Bausteine vor. Das Paper ist open acces in der Notfall+Rettungsmedizin bei Springer Medizin erschienen.

„Die präklinische Notfallmedizin muss zukünftigen Anforderungen wie Fachkräftemangel, demografischem Wandel und abnehmender Gesundheitskompetenz der Bevölkerung standhalten können. Eine Verbesserung der Effizienz und Wirksamkeit des Rettungsdiensts ist deshalb entscheidend“, fasst es Hauptautorin Dr. Janina Bathe (links), Sprecherin der DIVI-Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin, zusammen. „Durch klare Einsatzindikationen, Reduktion von Fehleinsätzen und optimierter Personalausstattung sowie die Implementierung einer einheitlichen, standardisierten digitalen Dokumentation im interoperablen Format wäre dieses Ziel umsetzbar“, ist die Präsenznotärztin überzeugt, die in Hamburg bodengebunden und in Brandenburg luftgebunden im Einsatz ist.

Entscheidend: Patient:innensteuerung, Anpassung von Kompetenzen sowie digitale Dokumentation

Das Positionspapier der DIVI führt vier Bausteine auf, die aus Sicht der Fachgesellschaft die entscheidenden Stellschrauben darstellen:

  • Die zentrale Rolle der Leitstelle und gezielten Ressourcensteuerung mit dringend notwendiger Erweiterung der Reaktionsmöglichkeiten
  • Möglichkeit der Weiterentwicklung von Notfallsanitäter:innen z.B. durch Akademisierung: Chancen zur Schließung von Versorgungslücken und Attraktivitätssteigerung im Rettungsdienst
  • Die Zukunft des Notarztdiensts: Anpassung der Kompetenzen und Integration des Telenotärzt:innen im Rettungsdienst
  • Effiziente Strukturen, interprofessionelle Zusammenarbeit und standardisierte, digitale Dokumentation als Schlüssel für die Zukunft des Rettungsdiensts

„Wir halten die Etablierung übergreifender Qualitätsstandards und die Unterstützung der Leitstellen durch telemedizinische Lösungen für die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit für entscheidend und unverzichtbar“, betont Mitautor Dr. David Häske (Mitte), Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV) der Universität Tübingen. „Notfallsanitäter sollen deshalb aus unserer Sicht in Zukunft verstärkt Aufgaben übernehmen, die keine ärztliche Anwesenheit erfordern. Der umfassend ausgebildete Präsenznotarzt kann sich somit um die komplexen Notfälle kümmern, bleibt aber natürlich weiterhin unverzichtbar.“

Entwicklung seit mehr als 20 Jahren bekannt – aber bisher keine zukunftssichere Strategie

„Die kommenden Jahre werden hart“, kommentiert der neue DIVI-Präsident Prof. Florian Hoffmann (rechts) die Gesamtsituation. In einem Interview äußerte er sich gerade gegenüber dem Ärztenachrichtendienst ÄND zur Bedeutung der Notfallreform: „In einem Satz: Unsere Notfallversorgung ist ziemlich ineffektiv, nicht bedarfsgerecht, für viele Patienten schlecht erreichbar und auch ziemlich teuer aufgrund verschwendeter Ressourcen, die wir dringend anderswo benötigen“, so der Leiter der Notfallmedizin am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU Klinik München. Erschreckenderweise sei diese Entwicklung seit mehr als 20 Jahren bekannt, dennoch gäbe es bis heute keine zukunftssichere Strategie. „Wir müssen endlich handeln!“, bekräftigt Hoffmann deshalb.

Reformvorhaben hat oberste Priorität!

„Eine solche Reform braucht Zeit“, erklärt Florian Hoffmann. Jede politische Verzögerung aber koste wieder wertvolle Monate, in denen sich die Probleme im System weiter verschärften.

Der DIVI-Präsident wird entsprechend deutlich: „Ich appelliere bereits heute an die neue Bundesregierung, den Gesetzentwurf zur Notfall- und Rettungsdienstreform so schnell wie möglich wieder aufzugreifen und umzusetzen! Die Versorgung der Bevölkerung im akuten Notfall hat oberste Priorität und duldet keinerlei Aufschub mehr!“

Pressekonferenz: DIVI wählt 112 für NotfallG und Reform des Rettungsdienstes

Die Ideen zur Ausgestaltung und Notwendigkeiten der Reform der Notfallmedizin und des Rettungsdienstes hat die DIVI auch in einer Pressekonferenz Anfang Dezember in Hamburg deutlich gemacht:




Fotos: Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Universität Tübingen, Daniel von Loeper