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28. Februar 2025

Zeit zum Handeln: Fachgesellschaften fordern umgehende Notfallreform und Verbesserung der Krisenversorgung

Die Würfel sind gefallen. Deutschland hat gewählt. Nach den Terrorlagen der vergangenen Wochen in Magdeburg und München wenden sich die Vertreter:innen zwölf medizinischer Fachgesellschaften direkt an die neuen politischen Entscheidungsträger:innen. Ihre Forderung: Umgehend müsse das Gesetz zur Reform der Notfallversorgung – dass NotfallG – aus der Schublade gezogen und endlich wie geplant verabschiedet werden. Darüber hinaus wird die Erstellung eines Gesundheitssicherstellungsgesetzes (GeSiG) dringend erwartet. Ein Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Notfall- und Katastrophenversorgung im deutschen Gesundheitswesen wurde als Maßnahmenplan und Forderung an die neuen Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik verschickt. Gefordert wird die Übernahme der Verantwortlichkeiten, eine intensivere Vorbereitung auf Großschadensereignisse, regelmäßige Schulungen und Übungen von Notfallkonzepten sowie vor allem länder- und organisationsübergreifende Strukturen für den Ernstfall.

Entstanden ist der Zehn-Punkte-Plan unter der Federführung des Past Präsidenten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Felix Walcher. Der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg war unmittelbar intensiv und umfassend in die Patientenversorgung nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt involviert.

Gesundheitssystem muss auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet sein

„Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen, die von allen in der Notfall- und Katastrophenmedizin involvierten Fachgesellschaften unterschrieben wurden, ist entscheidend, um auf zukünftige Herausforderungen ausreichend vorbereitet zu sein“, appellieren deshalb Past Präsident Professor Felix Walcher (im Bild rechts) und DIVI-Präsident Professor Florian Hoffmann (im Bild links)an die zukünftige Regierung. „Wir brauchen jetzt vor allem eine Reform der Notfallversorgung, um auf dem Land wie in der Stadt auch weiterhin tagtäglich Menschen in Not helfen zu können.“


Die zunehmende Anzahl von terroristischen Zuständen und Amoklagen in Deutschland (alleine mit Magdeburg, München und Aschaffenburg drei in den vergangenen drei Monaten) sowie Naturkatastrophen (man denke an das Ahrtal oder die Sturzflut „Bernd“ in Rheinland-Pfalz) verdeutliche die dringende Notwendigkeit einer verbesserten Notfall- und Katastrophenversorgung, heißt es im Positionspapier. Zudem habe Deutschland als NATO-Mitglied im Bündnisfall die medizinische Versorgung einer Vielzahl von Patient:innen sicherzustellen. Daher steht der Aufbau einer zivil-militärischen Zusammenarbeit im Fokus der Forderungen der Fachgesellschaften.

Intensive sowie regelmäßige Schulungen und Übungen sind unabdingbar

„Die jüngsten Ereignisse in Magdeburg am 20. Dezember 2024 und München am 13. Februar 2025 haben bereits gezeigt, dass intensive Vorbereitungen sowie regelmäßige Schulungen und Übungen von Notfallkonzepten unabdingbar für eine sichere Patientenversorgung in Krisensituationen und Großschadenslagen sind“, fasst es Prof. Felix Walcher zusammen. „Wir hatten uns in Magdeburg zum Glück bereits fünf Jahre auf diesen Tag X intensiv vorbereitet und müssen beziehungsweise wollen daher Gelerntes aus dieser Situation unbedingt weitergeben“, so Walcher.

So seien die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Bewältigung von Großschadensereignissen regional noch sehr unterschiedlich und häufig unzureichend koordiniert. Darüber hinaus fehle es für den Katastrophen- bzw. Kriegsfall an praktischen Übungen und deren gesicherter Finanzierung. „Im Krankenhausversorgungs-verbesserungsgesetz (KHVVG) wird die kostenintensive Vorbereitung der Krankenhäuser auf den Katastrophen- und Kriegsfall sogar ganz ausgeklammert“, kommentiert Walcher die aktuelle Gesetzeslage und damit die Notwendigkeit des Gesundheitssicherstellungsgesetzes (GeSiG).

Der Versorgung der Bevölkerung im Notfall muss Priorität eingeräumt werden

„Die neue Regierung ist noch nicht im Amt. Es gibt viel zu tun und wir sind bei Weitem nicht die Einzigen, die jetzt mit Forderungen kommen“, räumt DIVI-Präsident Hoffmann ein. „Aber ich spreche hier für alle Mitarbeitenden aus dem präklinischen und klinischen Sektor der Notfallmedizin: Diesen Zehn-Punkte-Plan gilt es, jetzt und sofort umzusetzen! Denn wir alle haben in der Corona-Pandemie bereits gesehen, dass ohne Gesundheit nichts mehr geht. Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem im Notfall ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft.“

 250228 fachgesellschaften positionspapier

Unterzeichnende Fachgesellschaften des Positionspapiers 10 Punkte zur Verbesserung der Notfall- und Katastrophenversorgung im deutschen Gesundheitswesen sind:

  1. Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND)
  2. Deutsche Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus Einsatzplanung (DAKEP)
  3. Sektion Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
  4. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
  5. Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA)
  6. Deutsche Gesellschaft Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)
  7. Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS)
  8. Deutsche Gesellschaft für Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin (DGRN)
  9. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
  10. Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
  11. Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF)
  12. Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF)


Fotos: Dr. von Haunersches Kinderspital am LMU Klinikum der LMU und Univeristätsklinium Magdeburg